Sprachentwicklungsstörungen

Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern basieren auf Störungen des Spracherwerbsprozesses. Sie können alle Bereiche des Sprachsystems betreffen: den Wortschatz (Lexikon/Semantik), die Grammatik (Morphologie/Satzbau), das Lautsystem (Phonologie) und allgemein die Kommunikationsfä higkeit ( Pragmatik). Störungen zeigen sich sowohl beim Verstehen und Sprechen, als auch in kommunikativen Situationen und/oder der Entwicklung von schriftsprachlichen Fertigkeiten, d. h. beim Lesen und Schreiben.

Wortschatzdefit (Lexikon/Semantik)

Das Kind hat quantitative und/oder qualitative Probleme beim Erwerb des Wortschatzes. Dies betrifft einerseits das Sprachverstä ; ndnis für die Wortbedeutung, andererseits die Kategorisierung von Wörtern (z. B. Tier – Hund). Daneben treten Wortabruf- und Wortspeicherstörungen auf. Kinder kompensieren ihr Wortschatzdefizit häufig über Gestik und Mimik und erschließen sich die Bedeutung der Worte und Sätze teilweise nur aus dem situativen Zusammenhang.

Dysgrammatismus (Morphologie/Syntax)

Der Erwerb des grammatischen Regelsystems ist gestört, d.h. Kinder können u.a. Probleme mit der Pluralbildung , der Deklination und der Verbkonjugation haben. Der korrekte Satzbau kann ebenfalls gestört sein. Hierzu zählen Umstellungen und Auslassungen von Satzteilen, wobei die falsche Stellung des Verbs besonders auffällig ist. Beispiel: „Ich Ball spiele.“ Die Verbzweitstellung wird im Alter von 30 bis 36 Monaten erworben.

Störung des Lautsystems (Phonologie)

Bei einer phonologischen Störung hat das Kind Probleme beim Erwerb des Lautinventars, d.h. es erwirbt die Laute oder die Regeln zu ihrer Kombination fehlerhaft oder unvollständig. Dies äußert sich darin, dass es Wörter fehlerhaft ausspricht (z. B. „Bume“ statt „Blume“ ). Phonologische Störungen der Aussprache sind von sprechmotorischen Artikulationsstörungen (siehe Artikulationsstörungen) abzugrenzen.

Pragmatische Störungen

Erkennbar sind pragmatische Störungen an einer nicht altersentsprechenden Kompetenz in folgenden Bereichen:

  • Herstellen von Blickkontakt, Gesprächsverhalten (z. B. Beginnen und Aufrechterhalten eines Gesprächs)
  • Beherrschung von Redekategorien (z. B. Frage-Antwort)
  • unterschiedliche Spielformen (z.B. Rollenspiel, Regelspiel)
  • Störung der Interaktion